
Wenn das Sitzen das das neue Rauchen ist, wie man neuerdings häufig hört, dann ist Mohamed Ali Badow ein strikter Nichtraucher. „Immer nur sitzen, sitzen, sitzen. Kann ich nicht.“ Man sieht dem jungen Mann (28) die Quirligkeit an, auch wenn er, was selten vorkommt, Platz genommen hat für unser Gespräch in den Räumen des städtischen Sozialamts. Vor zweieinhalb Jahren kam er als Flüchtling aus Somalia nach Deutschland, wurde Siegburg zugewiesen, zog in die Asylunterkunft an der Lindenstraße. Sein Zimmer sah er selten. „Ich habe immer wieder Praktikum gemacht“, erzählt er, „zum Beispiel in einer Schreinerei.“
Das Sozialamt sponserte seinen Deutschkurs, den die Diakonie im Haufeld 22 anbot. Er absolvierte das Sprachseminar mit gutem Erfolg, was auch daran lag, dass er von Natur aus gern und viel redet. „Ich sehe nur deutsches Fernsehen, das hilft mir weiter.“
Bei den Praktika sollte es nicht bleiben. Mohamed Ali Badow zeigte Eigeninitiative, um eine Anstellung zu bekommen. Er putzte Klinken. „Bei vielen Firmen in Siegburg, Troisdorf, dann in Bonn.“ In Bonn-Duisdorf hatte er Erfolg. Das Unternehmen Bonum-Logistik wollte ihn haben, das Ausländeramt und die Bundesagentur für Arbeit gaben grünes Licht, jetzt hat er einen Job. Packt Flaschen in Kartons, kann den dafür nötigen Bewegungsablauf im Schlaf: Flaschen nehmen, in den Karton stellen, Deckel zuklappen, mit dem Klebestreifen verschließen.
Um pünktlich um 6 Uhr mit Bus und Bahn bei der Arbeit zu sein, steht er um 4 Uhr auf, die Bundesagentur gewährt eine Teilerstattung der Fahrkosten. „Teilerstattung“ ist ein schweres, sehr technisches Wort. Der Somalier kennt es. „Als ich angekommen bin in Deutschland, hatte ich nur meine Augen und meine Ohren, keine Zunge“, sagt er bildhaft. „Jetzt verstehe ich fast alles.“