
Taufen sind für Pfarrer Martin Kutzschbach Kasualien – so die Bezeichnung von kirchenrechtlichen Amtshandlungen aus besonderem Anlass -, über die er sich stets sehr freut. Und Anlass zur Freude hatte er in den vergangenen Monaten immer wieder, so wurden zum Beispiel beim Open-Air-Gottesdienst während des Gemeindefestes drei kleine Kinder getauft.
Danach standen schon wieder mehrere Taufen an, und weil diese Kasualie in der 52-jährigen Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Kaldauen eine ganz besondere war, sollte sie nicht unerwähnt bleiben. Denn um das Sakrament der Taufe baten fünf erwachsene Männer und ein 16-jähriger Jugendlicher. Alle waren vor etwa neun Monaten als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen und der Kreisstadt Siegburg bis zum Abschluss ihres Asylverfahrens als Aufenthaltsort zugewiesen worden.
Schon in ihrer Heimat hatten sie sich für das Christentum interessiert. Wegen der Nachstellungen durch die Religionspolizei und den drohenden staatlichen Verfolgungsmaßnahmen machten sie sich auf den gefahrvollen Weg nach Europa. In der Kaldauer Friedenskirche fanden sie eine geistliche Heimat und Gemeindeglieder, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite standen.
Hier wurden sie in den christlichen Glauben eingeführt und mit der deutschen Sprache vertraut gemacht. Ein junger Landsmann, der vor drei Jahren am selben Ort mit seiner Mutter getauft wurde, wirkte während der Feier als Dolmetscher. Pfarrer Kutzschbach, für den die Taufe wie „ein Kuss Gottes“ ist, taufte Johannes, Michael, Emmanuel, Christian, Lukas und Gabriel, so die neuen christlichen Vornamen der Männer und des Jugendlichen, „im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ und segnete sie. Eine Willkommenskultur der besonderen Art.