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Meeting-Revival „Morgens um 5 sind wir zu Fuß nach Spich gelaufen“
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Meeting-Revival „Morgens um 5 sind wir zu Fuß nach Spich gelaufen“

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Frühere Gäste erzählen ihre Geschichten aus der Zeit, als die Alte Poststraße in Troisdorfer ein junger Hot Spot war

Zum ersten Abendmarkt auf dem Fischerplatz am Freitag, 4. Mai, ab 18 Uhr, wird die Zukunfts-Initiative Troisdorf, ZiTi, eine Meeting-Revival-Party veranstalten. Sie findet statt in den Räumen und auf der Terrasse des StadtBierhauses am Fischerplatz. Um die Ecke in der Alten Poststraße befand sich das Meeting – die Kneipe war in den 70er- und 80er-Jahren ein Hotspot der damals noch jungen Babyboomer-Generation. Gäste von damals erzählen ihre Geschichte.

Petra Zimmermann (61) verkehrte Mitte der 70er-Jahre im Meeting: „Es ging teilweise bis morgens um 5 Uhr. In der Troisdorfer Innenstadt ging es zu wie bei einer Karawane.“ Stationen waren die Diskothek Take 5 schräg gegenüber dem heutigen City Fit. Von da aus ging es Richtung Poststraße zum Meeting. Vor dem Schaufenster waren Pulks von Jugendlichen versammelt. Viele standen mit dem Bier in der Hand auf dem Bürgersteig. Sehen und gesehen werden. Das ging früher nur persönlich, nicht über WhatsApp.

Unsere Eltern waren eine fruchtbare Generation – sie haben die Babyboomer hervorgebracht, zu denen ich auch gehöre. Nicht alle waren so kinderreich wie unsere Familie: Ich war eins von sieben Kindern. Die Poststraße war damals abends voller Jugend, Leben und Lärm. Zündapp-Mopeds knatterten. Die Ente war ein beliebtes Auto. Alte Opel Kadetts waren unterwegs, und Käfer, Käfer, Käfer. Ständig fuhren Taxen vor. Heute ist alles sehr viel ruhiger geworden.

Das Meeting war Kult – eine Kneipe, wo man hinging. Sie hatte zeitweise ein Jugend-Monopol, war für Leute U20 alternativlos. Das lag zum einen an den Öffnungszeiten. Außer dem Meeting hatten nach meiner Erinnerung nur der Schlauch und die Macumba-Bar so lange auf. Das Macumba war gestaltet wie eine Tropfsteinhöhle. Es existiert auch schon lange nicht mehr. Dort steht heute das Hotel Regina. Ein weiterer Grund war die Musik – man spielte so genannte progressive Rockmusik, keinen Schlager. Ich erinnere mich an Deep Purples Smoke on the Water.

Bis in den Morgen hatten die Wirtsleute auf. Man musste spät abends klingeln, um hereinzukommen. Nur wer als Stammgast bekannt war, fand spätabends Einlass. Immer nach Mitternacht kam Walter Bieber mit Juso-Freunden. An ihn erinnere ich mich wegen seiner extravaganten Aufmachung: Backenbart, lange Haare hinten und Schlaghosen, die ich megamäßig fand. Ich habe ihn später als Politiker im Anzug erlebt.

Viel Geld hatte ich nie in der Tasche, wenn ich im Meeting war. Meinen Lohn aus meiner Arbeit als Näherin habe ich damals zuhause abgegeben. 5 Mark Taschengeld gab es in der Woche. Zwei Schuss und gelegentlich ein Whisky-Cola waren mein Abendpensum im Meeting. Es wurde durchaus auch einmal etwas mehr, denn im Meeting herrschte eine Kultur des gegenseitigen Ausgebens – und der Nähe. Das lag auch daran, dass eigentlich immer mehr Leute da waren, als eigentlich hineingepasst hätten. Im hinteren Bereich saß man in einer Reihe dicht gepackt in Rausschwaden gehüllt. Wenn man die Kneipe verließ, hatte man den Nikotindunst noch morgens in den Kleidern. Die Gästeschar ging durch alle sozialen Schichten hindurch — vom Polizisten bis zum Mediziner, vom Volksschüler bis zum Gymnasiasten.

Man ging natürlich ins Meeting, um andere kennenzulernen. Ich habe mich als Mädchen in dieser Kneipe immer sicher aufgehoben gefühlt. Ich wohnte damals wie heute in Spich und bin mit Freundin mit 17, 18, 19 Jahren per Anhalter über die B8 ins Troisdorfer Zentrum gefahren. Im Sommer war es oft schon hell, wenn wir uns morgens vom Meeting aus auf den Heimweg machten. Zu zweit sind wir dann zu Fuß über die Mülheimer Straße nach Spich gelaufen. Wir haben uns in dem menschenleeren Bereich am damaligen Tor 3 der Dynamit Nobel sicher gefühlt. Anfang der 80er-Jahre hatte sich das Thema Meeting für mich erledigt. Meine Freundin hatte geheiratet und ging abends nicht mehr weg.

An diese Zeit habe ich lange nicht mehr gedacht, bis ich den Aufruf der ZiTi-Kampagne gelesen habe. Ich erinnere mich gern an die wilden schönen Zeiten in der Poststraße und freue mich auf ein Wiedersehen.“

Petra Zimmermann hat sich mit einer Karnevalshut-Manufaktur (Carnevalshut Creationen) in Spich gemeinsam mit ihrer Schwester erfolgreich selbstständig gemacht.

Die Meeting-Revival-Party findet statt zum ersten Abendmarkt 2018 am Freitag, 4. Mai, auf dem Fischerplatz. Dieses von ZiTi mit inszenierte Format hat neues Leben in diesen früheren gesellschaftlichen Hotspot im Bereich Alte Poststraße/Hippolytusstraße gebracht. Einer der Schwerpunkte im Förderpaket des laufenden Innenstadtumbaus im Rahmen von ZiTi ist die Stärkung des sozialen und kulturellen Lebens.

ACHTUNG:

Zur Vorbereitung der Meeting-Revival-Party in den Räumen und auf der Terrasse des StadtBierhauses suchen wir Ihre/Eure Geschichten. Wer hat sich im Meeting kennengelernt und möglicherweise später geheiratet? Wer hat Anekdoten aus dieser Zeit zu berichten? Wer hat noch Fotos aus dieser Zeit, die veröffentlicht werden können? Kontakt: Carsten Seim, Absolut Avaris GbR, Realisierung der ZiTi-Kampagne der Stadt Troisdorf, Tel. 0179 2043542, c.seim@avaris-konzept.de.

ZiTi kürzt den Projektnamen „Zukunfts-Initiative Troisdorf-Innenstadt“ ab. Flankiert werden die Maßnahmen zu Umbau und Neugestaltung der Fußgängerzone durch die ZiTi-Kampagne. Sie wirbt für ein neues Bewusstsein für das Troisdorfer Zentrum und seine Stärken. Sie informiert die Öffentlichkeit zudem über den Verlauf der Baumaßnahmen. Mehr dazu im Internet unter www.troisdorf.city/ZiTi.

Quelle: Stadt Troisdorf