
Inklusions-Forum im Kreishaus setzt Zeichen für den Aktionsplan Quelle: Rhein-Sieg-Kreis
„Ob Inklusion gelingt, fängt mit der eigenen Einstellung an“, so Kreisdirektorin Annerose Heinze bei der Begrüßung der rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Inklusions-Forum im Siegburger Kreishaus. Der gestrige Nachmittag (6. Oktober) stand ganz im Zeichen der Inklusion. Ein gutes Zeichen, denn Inklusion bedeutet, dass alle Menschen selbstbestimmt und ohne Einschränkung am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Auf den ersten Blick eine Selbstverständlichkeit, doch noch immer stehen vielen Menschen Barrieren im Weg, die es ihnen schwer oder sogar unmöglich machen, ein Teil der Gesellschaft zu sein.
Der Rhein-Sieg-Kreis hat mit der Erarbeitung eines Aktionsplans Inklusion zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention begonnen und sich damit einer wichtigen gesellschaftspolitischen Aufgabe gestellt. Denn auch für die Kreisverwaltung stellen sich eine Vielzahl von Fragen zum Thema Inklusion: Werden die Bedürfnisse behinderter Menschen im Verwaltungsalltag angemessen berücksichtigt? Sind unsere Verwaltungsgebäude barrierefrei? Wie kann die Kreisverwaltung inklusives Leben im Rhein-Sieg-Kreis unterstützen und einen kreisweiten Dialog anstoßen? Welche Chancen und welche Hürden gibt es dabei?
Ein weites Feld, das es zu „beackern“ gilt! Unterstützt bei der Erstellung des Aktionsplans Inklusion und der Bearbeitung des Themas wird der Rhein-Sieg-Kreis vom Büro StadtRaumKonzept aus Dortmund. Im bisherigen Prozess erfolgte ein intensiver Austausch mit externen Akteuren der Behindertenarbeit im Rhein-Sieg-Kreis sowie mit Betroffenen und in Workshops mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung zur Bestandsaufnahme. „36 Maßnahmeempfehlungen wurden erarbeitet, die heute vorgestellt und vom Plenum bewertet werden“, erläutert Sofie Eichner vom Büro StadtRaumKonzept.
Unter der Gesamtmoderation von H.-Günter Heiden, Medienbüro JoB Journalismus ohne Barrieren in Berlin, standen in offenen Gesprächsrunden die verschiedenen Lebensbereiche wie Arbeit, Gesundheit, Wohnen, Freizeit und Bildung unter dem Blickwinkel Inklusion und Teilhabe zur Diskussion. Es sollten Gedanken und Anregungen ausgetauscht, Ideen und Vorschläge gesammelt und in den Aktionsplan eingearbeitet werden. „Wir haben einen tollen Prozess begonnen – ich hoffe, dass wir ihn nun auch konsequent weiter gehen“, sagt die Behindertenbeauftragte des Rhein-Sieg-Kreises, Bettina Lübbert.
Eingeladen waren Verbände, Vereine, politische Vertreterinnen und Vertreter, Verwaltung, Einrichtungen und Selbstvertretungen.
In einer Interviewrunde kamen Vertreterinnen und Vertreter des Inklusions-Fachbeirats, der ARGE Wohlfahrt sowie die Behindertenbeauftragte des Kreises und Betroffene aus dem Bereich der Selbsthilfe zu Wort. „Wir als Inklusions-Fachbeirat wünschen uns, dass der Aktionsplan nicht nur auf dem Papier besteht, sondern mit Leben gefüllt und möglichst viele Maßnahmen umgesetzt werden“, so Günter Wingender als stellvertretender Vorsitzender.
Vertreterinnen und Vertreter des Kreistagsfraktionen von CDU, SPD, GRÜNEN, FDP und Die LINKE und die Bürgermeister Klaus Pipke und Horst Krybus als Vertreter der 19 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Kreis fanden sich abschließend zu einer Podiumsdiskussion zusammen. Fraktionsübergreifend bestand Einigkeit darin, dass Inklusion in den Köpfen der Menschen beginnen muss und es sich hierbei um einen sich ständig weiterzuentwickelnden Prozess handele. Dieser Prozess könne nur gelingen, wenn Kreis, Politik und die Kommunen sich vernetzen und an einem Strang ziehen. Dabei sei der Austausch mit Menschen mit Behinderung ein wesentliches Element. Auch das Thema Finanzen war kein Tabu. Gemeinsamer Tenor war, dass Mittel in den Haushaltsberatungen berücksichtigt werden müssen um den Aktionsplan mit Leben zu füllen.
Der Aktionsplan mit seinen Maßnahmen soll im Frühjahr 2017 in die politische Beratung gehen.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom Chor „Andys Musikwerkstatt“, der sich aus behinderten und nicht behinderten Menschen zusammensetzt. Um die Veranstaltung möglichst barrierefrei zu gestalten, standen 2 Gebärdensprachdolmetscherinnen, Höranlagen für Hörbehinderte und persönliche Assistenzen zur Verfügung.
Die UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen ist am 3. Mai 2008 in Deutschland in Kraft getreten. Sie fordert die soziale Gemeinschaft auf, gesellschaftliche Lebensräume inklusiv, das heißt so zu gestalten, dass jeder Mensch teilhaben kann. „Inklusion kostet nicht immer nur Geld, sondern manchmal auch einfach nur etwas Aufmerksamkeit für Menschen mit ihren Besonderheiten“, so Kreisdirektorin Heinze.
Einen „Aktionsplan Inklusion“ zu erstellen wurde im März 2015 vom Kreistag und vom Ausschuss für Inklusion und Gesundheit beschlossen. Ziel: die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention. Mit der wissenschaftlichen Begleitung wurde die Dortmunder Firma StadtRaumKonzept beauftragt. Die Inhalte des Aktionsplans sollen sich an den Zuständigkeiten des Kreises orientieren. Thematische Schwerpunkte sind: Erziehung und Bildung (ohne schulische Bildung), behinderte Menschen auf dem Arbeitsmarkt, Wohnen, Kultur, Freizeit, Sport, Gesundheit und Pflege, Mobilität und Barrierefreiheit, barrierefreie Kommunikation und Information. Mitglieder der Lenkungsgruppe sind: die Vorsitzende und der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Inklusion und Gesundheit, der Vorsitzende und die stellvertretenden Vorsitzenden des Inklusions-Fachbeirats, die Kreisdirektorin -gleichzeitig Dezernentin für Soziales, der Leiter des Kreissozialamtes und die Behindertenbeauftragte des Rhein-Sieg-Kreises.