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Fachtag zum Salafismus bei Jugendlichen: Ahmad Mansour berichtet aus seiner Arbeit Quelle: Stadt Sankt Augustin
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Fachtag zum Salafismus bei Jugendlichen: Ahmad Mansour berichtet aus seiner Arbeit Quelle: Stadt Sankt Augustin

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Mitte Januar trafen sich etwa 90 Fachkräfte aus Jugendarbeit, Schule und Flüchtlingsbetreuung, von Polizei und aus der Politik zum Fachtag „Missionierung und Rekrutierung Jugendlicher durch salafistische Gruppen – Herausforderungen und Methoden im pädagogischen Alltag“. Ahmad Mansour, Psychologe aus Berlin, berichtete dort sehr eindrücklich aus seiner persönlichen Erfahrung und seiner Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Familien und dem Landeskriminalamt über die Formen der Missionierung, die Anzeichen für eine Radikalisierung und über die Gründe, die Jugendliche für Missionierung empfänglich machen.

Gründe sind vor allem soziale Ausgrenzung, Probleme in der Familie, in Schule und Beruf oder persönliche Krisen. In der Welt der Salafisten wird den Jugendlichen eine vermeidliche Perspektive, das Gefühl zu einer Elite zu gehören und Bedeutsames zu tun, gegeben. Tatsächlich ist Radikalisierung immer mit der Aufgabe von Familien, Freunden und einer erfüllenden Zukunft verbunden, im schlimmsten Fall mit Gewalt und Tod. Radikalisierung und Missionierung kann überall stattfinden, oft auch übers Internet. Demokratiebildung ist deshalb ein wichtiger Baustein der Prävention. Integration darf sich daher nicht auf den Spracherwerb beschränken, sondern muss die Vermittlung demokratischer Werte beinhalten. Auch die Stärkung der sozialen Integration und des Selbstwertgefühls der Jugendlichen ist eine wichtige Maßnahme. Nicht nur muslimische Jugendliche sind gefährdet, auch christlich erzogene Jugendliche haben sich radikalisiert.

Sozialarbeiter und Lehrkräfte müssen sich fragen, warum die Salafisten die Jugendlichen besser erreichen. Ahmed Mansour plädierte für eine bessere Ausbildung der Sozialarbeiter, Pädagogen und anderer Fachkräfte, um im Kontakt mit Kindern und Jugendlichen ein besseres Grundwissen über den Salafismus und die Ursachen von Radikalisierung einsetzen zu können. Dies gelte für alle, die mit Kindern und Jugendlichen befasst seien, ebenso auch für die Polizei.

Im Anschluss an den Vortrag beschäftigten sich die Teilnehmer in Arbeitsgruppen mit ihren privaten und beruflichen Erfahrungen mit Missionierungen und Radikalisierung von Kindern und Jugendlichen. Viele der in der Jugendarbeit oder an Schulen tätigen Anwesenden berichteten von Missionierungsversuchen, die sie selbst miterlebt hatten oder die ihnen von Jugendlichen berichtet wurden. Auch kannten einige Jugendliche, die sich radikalisiert hatten. Bestehende Hilfs- und Beratungsangebote und deren Wirksamkeit waren Themen in den Arbeitsgruppen, ebenso die weitere Zusammenarbeit. Allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen ist deutlich geworden, dass in diesem Bereich der Kinder- und Jugendarbeit eine gute Netzwerkarbeit, Weiterbildung und Sensibilisierung erforderlich sein wird. Die Zusammenarbeit soll daher fortgesetzt werden.

Der Fachtag wurde vom Kooperationsverband des Deutschen Kinderschutzbunds, Ortsverband Sankt Augustin gemeinsam mit dem Verein zur Förderung der städtischen Jugendeinrichtungen e.V. und Unterstützung des Fachbereichs Kinder, Jugend und Schule der Stadt Sankt Augustin durchgeführt.